Hostwriter: Geschichten, Kollegen und Sofas zum Übernachten

von Nils Franke

(This article originally appeared on the site Reportercafe.de on 18 March 2014.)

Wie findet man einen Kollegen in Syrien, der einem jetzt gleich eine Information bestätigen kann? Oder mal in die Ukraine reisen, bei anderen Journalisten wohnen und gemeinsam auf dem Majdan recherchieren? Für diese Fälle wäre ein Netzwerk hilfreich, dachten sich die drei Gründerinnen von hostwriter.org, das im Mai startet. Eine von Ihnen, Tabea Grzeszyk, war beim Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) zu Gast. 

CouchSurfing für Journalisten’ trifft es ganz gut. Durch die Fokussierung auf die Bedürfnisse der Berufsgruppe, bietet das Portal aber eben mehr als private Gastgeber mit einem Platz zum Übernachten.

„Hostwriter ist Kombination aus Recherchehilfe und Couchsurfing. Es geht uns um kollaboratives Arbeiten. Wir wollen weg vom Ellenbogenjournalismus. Man kann so viel mehr voneinander profitieren, wenn man sich gegenseitig unterstützt, als es heute vielfach geschieht“, erzählte Tabea Grzeszyk. Ihr Claim ist: find a story – find a colleague – find a couch!

Tabea_Sandra_Tamara

Die drei hinter Hostwriter: Tabea Grzeszyk, Sandra Zistl und Tamara Anthony

Die Idee entstand zusammen mit Sandra Zistl und Tamara Anthony im Verein journalist.network, und zwar aus dem Bedarf heraus. Alle drei sind beruflich international unterwegs. „Ein Aha-Erlebnis für mich war eine Recherchereise nach Damaskus. Ich lebte bei einer jungen Familie und war direkt mitten drin in der gesellschaftlichen Situation. Es war klasse, wie sie mir geholfen haben.“

Im Mai 2013 gewannen die drei das Vocer Innovation Medialab als Förderer. Im September gründeten sie sich als gemeinnützige Unternehmergesellschaft. Die Gründung betreiben sie ehrenamtlich. „Wir sind Journalistinnen und wollen es bleiben. Uns geht es nicht darum, ein Unternehmen aufzubauen, sondern wir wollen das Netzwerk vor allem selbst nutzen“, sagt Tabea Grzeszyk.

Die Hamburger Medienstiftung trug einen Großteil der Kosten für die Programmierung. Auch die Augstein Stiftung unterstützte. Grob geschätzt haben sie bereits 20.000 Euro erhalten, so dass die Betaversion abgesichert ist. Hilfreich war außerdem ein Beratungsstipendium von Startsocial e.V.: Insbesondere die AGBs für eine globale Plattform sind anspruchsvoll, auch der Datenschutz. Sie haben sich dafür entschieden, die Kommunikation durch eine SSL-Verbindung und ein SFTP-Protokoll zu sichern. Außerdem wählten sie einen Server mit Sitz in Deutschland, damit die Daten nicht über die USA laufen.

Die Liste der Kooperationspartner ist bereits umfangreich, u.a. Reporter ohne Grenzen, Netzwerk Recherche und die Freischreiber gehören dazu.

Im Mai soll es losgehen. Der Start findet entweder auf oder parallel zur re:publica statt. An dem Netzwerk teilnehmen kann zunächst nur, wer von jemandem eingeladen wird. Dies soll dazu beitragen, dass sich nur Journalisten, journalistische Blogger und Dokumentarfilmer anmelden. Denn um die Anmeldungen zu überprüfen, dazu fehlen ihnen personell die Kapazitäten.

Bis zum Start ist auf der Website hostwriter.org das Blog zusätzlich, auf dem sie über die Fortschritte berichten. Alles soll transparent sein. Wer Interesse hat, kann sich als Ambassador regional engagieren und bei Tabea Grzeszyk melden: tabea(at)hostwriter.org.