Torial-blog, von Bernd Oswald
Hintergrundinfos austauschen, Tipps für den Visakram einholen, gemeinsam recherchieren oder eine Couch zum Übernachten: Gegenseitige Hilfestellung ist das Ziel von hostwriter.
Von Ghostwritern habt ihr bestimmt schon mal gehört, aber auch von Hostwritern? Ja, Hostwriter, ohne G vorne, denn mit geheimer Auftragsschreiberei hat das Netzwerk nichts am Hut. Ganz im Gegenteil: Hostwriter will eine Suchmaschine anbieten, auf der Journalisten hilfsbereite Journalisten (im Ausland) finden. Das kann einfach nur eine Couch zum Übernachten sein, Rat und Hilfestellung bei der eigenen Recherche, eine gemeinsame Recherche oder eine Kombination aus all diesen Elementen. Das Prinzip beruht auf Geben und Nehmen: Jedes Mitglied stellt eine Übernachtungsmöglichkeit und/oder Recherche–Hilfe bereit und kann im Gegenzug das Gleiche von Journalisten aus anderen Regionen der Welt bekommen.
Hinter Hostwriter stecken die drei Journalistinnen Tamara Anthony, Sandra Zistl und Tabea Grzeszyk. Das Trio gehört auch zum Vorstand von Journalist’s Network, das Recherche–Reisen ins Ausland und Austauschprogramme für Journalisten organisiert. Tabea testet seit November im Libanon, wie der Ansatz „Journalisten helfen Journalisten“ in der Praxis funktioniert:
„Mit einem Journalisten aus einem anderen Land zu arbeiten, führt nicht zu einer Konkurrenzsituation, weil ja jeder sein eigenes Publikum hat. Im Gegenteil: Zusammenzuarbeiten kann zu einer effektiveren und besseren Arbeit führen“, schreibt Tabea auf der Hostwriter–Website.
Hostwriter will die Fahne der Auslandsberichterstattung hoch halten. „Es gibt immer weniger Korrespondenten vor Ort, dabei haben Redaktionen einen Bedarf. Es geht uns darum, dass nicht die immer gleichen Korrespondenten die immer gleichen Geschichten schreiben. Die Welt globalisiert sich und der Journalismus muss das auch“, meint Sandra Zistl.
Das Hostwriter–Team legt Wert auf journalistische Qualität, gute Geschichten und weitestgehende Objektivität. hostwriter.org steht allen Journalisten offen, wobei sich jeder Journalist akkreditieren muss, bevor er freigeschaltet wird. Mitglieder von kooperierenden Journalistenverbänden werden automatisch freigeschaltet. „Alle anderen Journalisten müssen durch Arbeitsproben zeigen, dass sie Journalisten sind. Das können auch Blogger sein, die journalistische Inhalte für ihren Blog schreiben“, erläutert Sandra Zistl.
Start im Frühjahr 2014 geplant
Die geplante Suchmaschine ermöglicht es, nach Kriterien wie Land, Stadt, Medium (Print, Radio, TV, Online etc.) oder Ressort zu suchen. Zusätzlich wird es ein freies Eingabefeld geben, das besondere Themenschwerpunkte berücksichtigt bzw. bei ganz aktuellen Themen (z. B. der Taifun auf den Philippinen) für die Schlagwort–Suche genutzt werden kann. Außerdem wird es möglich sein, nach Mitgliedschaften in Journalistenvereinen zu suchen.
Die Grundfunktionen von hostwriter sollen kostenlos sein. „Um nachhaltig zu bleiben, müssen wir aber natürlich ein Geschäftsmodell entwickeln“, erklärt Sandra Zistl. „Eine Idee wäre etwa, zwei verschiedene Accounts anzubieten: eine kostenlose Variante mit allen grundlegenden Informationen – und ein kostenpflichtiges Modell, das noch weitere Infos enthält, etwa eine erweitere Suche. Grundsätzlich streben wir aber keine Gewinne an, wir haben hostwriter.org als non–Profit–Unternehmen gegründet und unsere Satzung schließt aus, dass hostwriter.org Gewinne erzielen und ausschütten kann.“ Die für die Entwicklung der Seite notwendige Anschubfinanzierung kommt vom Vocer Innovation Medialab, der Hamburger Medienstiftung und StartSocial 2013/2014.
Los gehen soll es im Frühjahr 2014, bis dahin sucht Hostwriter noch Botschafter, die Werbung für die Plattform machen. Zum Beispiel in einem kleinen Eigenporträt per Video, in dem man erklärt, wer man ist, was man journalistisch drauf hat und was man bei Hostwriter sucht. Bis dahin kann man auf dem eigenen Blog, Facebook und Twitter verfolgen, wie es mit Hostwriter weitergeht.